Portfolioanalyse

Was ist die Portfolioanalyse? Einfach erklärt!

Die Portfolioanalyse ist ein Instrument der Unternehmensanalyse, das bei der Bewertung und Verwaltung von Investitionsportfolios hilft. Es kombiniert qualitative und quantitative Methoden, um die wirtschaftliche Performance und Risiken von Unternehmen oder Anlagestrategien zu bewerten. Dabei werden verschiedenen Aspekte wie die Marktstruktur, die Wettbewerbssituation und die Verflechtung der verschiedenen Branchen analysiert.

Die Portfolioanalyse ermöglicht es Investoren, mehrere Anlagen auf verschiedene Risikoklassen zu verteilen und so ihr Portfoliorisiko zu minimieren. Auch Unternehmen können durch die Analyse ihrer Produktportfolios eine bessere Entscheidungsgrundlage erhalten, um ihre Ressourcen strategisch optimal einzusetzen.

Hintergrund

Die Portfolioanalyse hat ihren Ursprung im Bereich des strategischen Managements und wurde entwickelt, um Unternehmen bei der Bewertung ihrer Geschäftsbereiche und Produkte zu unterstützen. Sie ermöglicht eine systematische und strukturierte Herangehensweise an die Ressourcenallokation und Entscheidungsfindung.

Die Portfolioanalyse wurde in den 1960er-Jahren von der Boston Consulting Group (BCG) entwickelt. Grundlegendes Ziel war es, Unternehmen dabei zu helfen, ihre diversifizierten Geschäftsfelder zu bewerten und strategische Handlungsoptionen abzuleiten. Die BCG-Matrix, eine der bekanntesten Methoden, wurde dabei als Instrument zur Klassifizierung und Priorisierung von Geschäftsbereichen entwickelt.

Im Laufe der Zeit haben sich weitere Konzepte und Methoden entwickelt, wie beispielsweise die General Electric (GE) Matrix und die Produktlebenszyklusanalyse. Diese Ansätze erweitern und ergänzen die ursprünglichen Konzepte und ermöglichen eine noch präzisere Bewertung der Geschäftseinheiten.

Grundprinzipien und Konzepte

Die Portfolioanalyse basiert auf einigen grundlegenden Prinzipien. Dabei spielen zwei zentrale Konzepte eine entscheidende Rolle:

  • Marktwachstum: Das Marktwachstum gibt Auskunft über das Potenzial eines Marktes, zu wachsen. Dies wird in der Regel anhand des jährlichen Umsatzwachstums gemessen. Ein hoher Wert deutet auf ein großes Wachstumspotenzial hin.
  • Marktanteil: Der Marktanteil gibt Auskunft darüber, welchen Anteil ein Unternehmen auf einem bestimmten Markt besitzt. Dies wird in der Regel anhand des Umsatzes oder der Absatzmenge gemessen. Ein hoher Marktanteil deutet auf eine starke Position im Markt hin.

Basierend auf diesen Konzepten werden die Geschäftsbereiche oder Produkte in einer Matrix dargestellt und entsprechend ihrer relativen Position in Bezug auf Marktwachstum und Marktanteil klassifiziert. Diese Klassifizierung ermöglicht es Unternehmen, ihre Ressourcen entsprechend zu verteilen und strategische Entscheidungen zu treffen.

Sie bietet somit eine strukturierte Herangehensweise an die Bewertung von Geschäftseinheiten und Produkten. Sie hilft Unternehmen dabei, ihre Stärken und Schwächen zu identifizieren, Chancen und Risiken abzuwägen und gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu ergreifen.

Methoden

  • BCG-Matrix: Die BCG-Matrix, auch bekannt als Growth-Share-Matrix, zeichnet sich durch die Einteilung von Geschäftseinheiten in vier Kategorien aus: Rising Stars, Question Marks, Cash Cows und Poor Dogs. Diese Aufteilung basiert auf dem relativen Marktanteil einer Einheit und dem Wachstum des Marktes.
  • GE/McKinsey-Matrix: Die GE/McKinsey-Matrix betrachtet verschiedene Kriterien wie Marktwachstum, Marktattraktivität und Wettbewerbsstärke, um Geschäftseinheiten zu bewerten. Anhand dieser Bewertungen werden die Einheiten in neun Kategorien eingeteilt, welche die Grundlage für strategische Entscheidungen bilden.
  • Portfolio-Bewertung mit SWOT-Analyse: Die SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) wird genutzt, um die internen Stärken und Schwächen sowie die externen Chancen und Risiken einer Geschäftseinheit zu analysieren. Basierend auf diesen Ergebnissen können die Einheiten in einem Portfolio bewertet und priorisiert werden.
  • Portfolio-Analyse nach Produktlebenszyklus: Bei dieser Methode werden die Geschäftseinheiten anhand ihres jeweiligen Produktlebenszyklus bewertet. Je nach Phase des Lebenszyklus (Einführung, Wachstum, Reife, Sättigung oder Niedergang) können unterschiedliche strategische Maßnahmen ergriffen werden.
  • Portfolio-Analyse nach Risiko-Rendite-Profil: Diese Methode berücksichtigt das Risiko-Rendite-Profil einer Geschäftseinheit. Dabei wird das Renditepotenzial im Verhältnis zum Risiko betrachtet und die Einheiten entsprechend kategorisiert, z.B. als High Risk, High Return oder Low Risk, Low Return.
  • Portfolio-Analyse nach Wettbewerbsposition: Diese Methode fokussiert sich auf die Wettbewerbsposition einer Geschäftseinheit. Anhand von Kriterien wie Marktdurchdringung, Produktqualität und Kundennutzen wird die Wettbewerbsposition bewertet und die Einheiten in verschiedene Kategorien eingeteilt.
  • Portfolio-Analyse nach Innovationsgrad: Hierbei liegt der Fokus auf dem Innovationsgrad einer Geschäftseinheit. Je nachdem, ob es sich um eine innovative oder eher traditionelle Einheit handelt, werden unterschiedliche Bewertungen vorgenommen und entsprechende strategische Entscheidungen getroffen.

Anwendungsgebiete

In diesem Kapitel werden verschiedene Anwendungsbeispiele der Portfolioanalyse in unterschiedlichen Branchen und Situationen vorgestellt. Die Portfolioanalyse bietet Unternehmen eine wertvolle Methode, um ihre Ressourcen und Investitionen optimal zu planen und zu nutzen. Im Folgenden werden einige konkrete Beispiele aufgeführt:

Anwendung in der Finanzbranche

  • Banken und Investmentfirmen verwenden die Portfolioanalyse, um ihre Anlagestrategien in unterschiedlichen Geschäftsfeldern zu optimieren und das Risiko ihrer Investitionen zu minimieren.
  • Vermögensverwalter nutzen die Portfolioanalyse, um das Portfolio ihrer Kunden zu diversifizieren und eine maßgeschneiderte Investitionsstrategie zu entwickeln.

Anwendung im Marketing

  • Unternehmen setzen die Analyse des Portfolios ein, um ihre Produktlinien zu bewerten und zu optimieren. Durch die Identifizierung von profitablen Produkten und solchen mit geringem Potenzial können gezielte Marketingmaßnahmen ergriffen werden.
  • Die Portfolioanalyse hilft bei der Bewertung von Marktchancen gegenüber den Konkurrenten und der Entscheidung über die Positionierung neuer Produkte.

Anwendung im Projektmanagement

  • Im Projektmanagement ermöglicht die Portfolioanalyse die Bewertung und Priorisierung von Projekten. Unternehmen können so Ressourcen effizient zuweisen und sicherstellen, dass strategische Ziele erreicht werden.
  • Die Portfolioanalyse unterstützt die Entscheidung, ob Projekte fortgesetzt, angepasst oder eingestellt werden sollen.

Anwendung im Personalmanagement

  • Die Portfolioanalyse kann eingesetzt werden, um die Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter zu bewerten und ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren.
  • Unternehmen nutzen die Portfolioanalyse, um ihre Mitarbeiterressourcen strategisch einzusetzen und Engpässe in bestimmten Bereichen auszugleichen.

Anwendung in der IT-Branche

  • IT-Unternehmen verwenden die Portfolioanalyse, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerten und Prioritäten für die Weiterentwicklung zu setzen.
  • Die Analyse des Portfolios hilft bei der Entscheidung über Investitionen in neue Technologien und Innovationen.

Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten der Portfolioanalyse sind. Sie kann in nahezu jeder Branche und Unternehmenssituation eingesetzt werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen und langfristige Erfolge zu erzielen.

Vorteile

  • Effektive Ressourcenallokation: Die Analyse des Portfolios ermöglicht es Unternehmen, ihre begrenzten Ressourcen effizient einzusetzen.
  • Risikominderung: Die Analyse des Portfolios hilft Unternehmen, ihr Risiko zu diversifizieren und zu steuern.
  • Wachstumschancen erkennen: Die Analyse des Portfolios ermöglicht es Unternehmen, Wachstumschancen frühzeitig zu identifizieren. Sie können Geschäftseinheiten oder Produkte mit hohem Marktwachstumspotenzial erkennen und gezielt in diese investieren. 
  • Strategische Ausrichtung: Die Portfolioanalyse unterstützt Unternehmen bei der Festlegung ihrer strategischen Ziele und Prioritäten.
  • Besseres Marketingmanagement: Durch die Analyse des Portfolios können Unternehmen ihre Marketingstrategien verbessern. Sie können ihre Produkte oder Dienstleistungen anhand ihrer Position im Portfolio ausrichten und entsprechende Marketingaktivitäten entwickeln.

Kritische Betrachtung und Grenzen

Obwohl die Portfolioanalyse eine nützliche Methode zur Bewertung von Geschäftseinheiten und Produkten ist, gibt es auch einige kritische Aspekte und Grenzen, die bei ihrer Anwendung berücksichtigt werden sollten.

Vereinfachte Annahmen

Die Portfolioanalyse basiert auf vereinfachten Annahmen über das Marktverhalten und die Interaktion von Geschäftseinheiten. Sie geht davon aus, dass das Marktwachstum und der Marktanteil die bedeutendsten Determinanten für den Erfolg einer Geschäftseinheit sind.

Dies kann zu einer Vernachlässigung anderer essenzieller Kriterien führen, wie zum Beispiel Kundenbedürfnisse, Wettbewerbsvorteile oder technologische Veränderungen. Daher müssen diese Vereinfachungen erkannt und mit anderen Analysemethoden und qualitativen Informationen ergänzt werden.

Statische Analyse

Die Portfolioanalyse betrachtet Geschäftseinheiten und Produkte oft als statische Einheiten. Sie berücksichtigt nicht immer die Dynamik des Marktes und die Veränderungen im Zeitverlauf. Märkte können sich schnell entwickeln und Unternehmen müssen in der Lage sein, ihre Strategien anzupassen. Daher sollte die Portfolioanalyse als ein Instrument betrachtet werden, das regelmäßig überprüft und aktualisiert werden muss.

Begrenzte Datenverfügbarkeit

Für eine umfassende Portfolioanalyse sind detaillierte und zuverlässige Daten erforderlich. In der Realität sind jedoch nicht alle Daten immer verfügbar oder leicht zugänglich. Unternehmen können Schwierigkeiten haben, genaue Informationen über Marktwachstum, Marktanteile oder andere relevante Kennzahlen zu erhalten. Dies kann die Genauigkeit und Aussagekraft der Analyse beeinträchtigen.

Subjektive Bewertung

Die Portfolioanalyse erfordert subjektive Entscheidungen und Einschätzungen seitens der Analysten. Die Bewertung von Geschäftseinheiten und Produkten basiert auf bestimmten Kriterien und Gewichtungen, die von den Analysten festgelegt werden. Diese subjektiven Entscheidungen können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen und die Objektivität der Analyse beeinflussen. Solche subjektiven Aspekte müssen erkannt und transparent kommuniziert werden.

Alles in allem ist die Portfolioanalyse ein nützliches Instrument zur Bewertung von Geschäftseinheiten und Produkten. Allerdings sollten die Grenzen und kritischen Aspekte erkannt und in einem umfassenderen Kontext betrachtet werden. Die Kombination mit anderen Analysemethoden und qualitativen Informationen kann zu einer fundierten und ausgewogenen Entscheidungsfindung beitragen.